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Der Schabbat gilt im Judentum als heilig:
Schabbat Kodesch

Meir Seidler

[This Text in English]

Jüdische Buchhandlung Morascha - Zürich - Bücher zum Judentum, Ritualia...
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Dem Wort "heilig" begegnen wir in der Bibel zum allererstenmal im Zusammenhang mit dem Schabbat, den Gott "heiligt" (1. Moses 2,3). Heiligung bedeutet hier unter anderem Absonderung. Hier wird ein Tag, mithin ein Teil der Zeit, von den anderen Tagen abgesondert bzw. herausgehoben. Diese Absonderung bedeutet, dass dieser Tag fortan nicht wie die anderen Tagen gelebt werden soll, sondern einem bestimmten Zweck zugeeignet wird, in diesem Fall der Erlangung von Gottesnähe.

Anders als man es vielleicht erwarten möchte, wird der "Heiligkeitsgrad" des allwöchentlich einkehrenden Schabbattages höher bewertet als der Heiligkeitsgrad der jüdischen Festtage. Im Gegensatz zu den Festen, die sich am hebräischen Kalender orientieren und damit an den in der Natur sichtbaren Monats- und Jahreszyklus (Mond- und Sonnenzyklus) gebunden sind, entzieht sich der Schabbat jedem Naturzyklus und somit auch jeder kalendarischen Berechnung. Er kommt einfach alle sieben Tage wieder. Der vom jüdischen Schabbat diktierte und von ihm instituierte Wochenzyklus – mittlerweile weltweit verbreitet – hat (im Gegensatz etwa zum Tag, Monat oder Jahr) mithin keine Parallele in der uns sichtbaren Welt und dem sie regierenden Naturgesetz, sowie ja auch die "Schöpfung aus dem Nichts", die laut Zeugnis der Bibel mit dem Schabbat abgeschlossen wurde (1. Moses 2,1-3), mit dem uns bekannten Naturgesetz (in diesem Fall dem Gesetz der Erhaltung der Materie) nicht vereinbar ist. An der Unabhängigkeit des Schabbattages vom jedweden wahrnehmbaren Naturzyklus wird die absolute Neuerung offenbar, die das Judentum in die Welt hineintrug: Die Bezugnahme auf eine einig-einzige, jenseits der Natur und des Naturgesetzes liegende geistige Macht, die dennoch das ganze materielle Dasein durchdringt und am Schicksal des Menschen regen Anteil nimmt – den Schöpfer der Welt und Gott Israels.

In der Praxis zeichnet sich der Schabbat gegenüber den Werktagen durch ein umfangreiches Werkverbot aus, das ihm seinen Stempel aufdrückt (siehe 2. Moses 20,8-11; 5. Moses 5,12-16). Die durch dieses Werkverbot erzielte, allenthalben spürbare Beschränkung des menschlichen Betätigungsfeldes ist nicht nur aufs Ruhen ausgerichtet, sondern trägt wesentlich zum Heiligkeitscharakter des Schabbat bei. Nach jüdischem Gesetz (Halacha) ist das Werkverbot kein allgemein gehaltenes Verbot, sich etwa am Schabbat anzustrengen, sondern enthält 39 genau definierte Werktätigkeiten, die nicht alle unbedingt mit einer Arbeitsanstrengung verbunden sind (siehe Mischna Schabbat 7,2). Nach Rabbiner Samson Raphael Hirsch (Hamburg 1808-1888 Frankfurt) haben die meisten dieser Wertktätigkeiten – dazu gehören z. B. Feueranzünden, Bauen, Färben, Nähen, Schreiben u.a.m – einen gemeinsamen Nenner: Sie verleihen dem Menschen die Herrschaft über die Natur. Diese wurde ihm von Gott tatsächlich auch zugesprochen (1. Moses 1,28). Am Schabbat soll er sich ihrer indes freiwillig entsagen, damit ihm seine Fähigkeit die Erde zu beherrschen nicht zu sehr zu Kopf steigt. Daher soll er sich einmal in sieben Tagen, am Schabbat, aller derjenigen Werktätigkeiten enthalten, die ihm die Herrschaft über die Natur verleihen, um so sein Herz frei von jedem falschen Stolz und Übermut dem wahren Herrscher der Welt zuwenden zu können.

Am Schabbat sollen drei festliche Mahlzeiten eingenommen werden, eine am Abend und zwei am Tag. Die Tatsache, dass eine Mahlzeit ein Gebot sein kann, ein Mensch, der eine Mahlzeit genießt, mithin ein Gebot erfüllt, ist charakteristisch für das Judentum. Genuss, wenn zur richtigen Zeit und am richtigen Ort, kann nicht nur erlaubt oder empfohlen, sondern sogar geboten und somit auch verdienstvoll sein. Vor den beiden ersten Mahlzeiten wird jeweils über einem vollen Weinbecher ein Kidusch (wörtl. "Heiligung") gesprochen. Durch den Kidusch wird der Schabbat geheiligt, indem ihm seine besondere Bestimmung zugewiesen wird, durch die er sich von den anderen Tagen abhebt. Es ist Vorschrift, dass der Kidusch dort gesprochen wird, wo man die Mahlzeit einnimmt. Somit wird die Heiligung mitten in die ganz normale materielle Existenz des Menschen hineingestellt, denn nur dort – und nicht auf fernen spirituellen Höhen, die dem Alltagsleben entsagen – kann sie sich nach jüdischer Auffassung in Wahrheit entfalten.

Möge wir alle bald des "Jom Schekulo Schabbat" ("Ein Tag der ganz Schabbat ist") teilhaftig werden.

Schabbat Schalom,
Meir Seidler

Chat am 10-11-2000 / 9:00h - 10:00h
Moderation: Meir Seidler / Bar Ilan <m-meir>

ms / haGalil onLine 18-10-2000


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